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Europäischer Supercup-Sieger FC Bayern

Supercup 2013

 

Heute vor drei Jahren gewann der FC Bayern zum bislang einzigen Mal in seiner ruhmreichen Vereinshistorie den europäischen Supercup: 7:6 n.E. in Prag gegen Chelsea – eine Revanche für das ebenfalls im Elfmeterschießen verlorene „Finale dahoam“ 15 Monate zuvor!

Wenn auch sportlich nicht so wertvoll wie der Champions League-Sieg ist dieser Supercup doch imageträchtig, in südlichen europäischen Gefilden mehr als in Deutschland. Früher spielte der Europapokalsieger der Landesmeister diese Trophäe gegen den der Pokalsieger aus, dann der CL-Sieger gegen den Pokalsiegergewinner, dann gegen den UEFA-Cupsieger (nachdem der Pokalsiegerwettbewerb abgeschafft worden war) und nun gegen den Europa League Sieger!

Da die UEFA diesen Wettbewerb erst seit 1972 austrägt, hätten die Bayern ihre erste Möglichkeit 1974 als amtierender Landesmeistercupsieger gehabt. Jedoch verweigerte der Fußballverband der damaligen DDR, DFV,  die Ausspielung des Supercups gegen den 1. FC Magdeburg, obwohl die UEFA damals beiden Teams extra dafür in der 1. Runde des Landesmeistercups 1974/75 ein Freilos gab. Die Schicksalsgöttin führte jedoch beide Mannschaften in der 2. Runde (Achtelfinale) per Los zusammen: Bayern gewann beide Spiele: 3:2 im Olympiastadion nach 0:2-Pausenrückstand und 2:1 in Magdeburg, gewann aber damit nicht den Supercup. 1975 unterlag man Dynamo Kiew (0:1; 0:2) und 1976 dem RSC Anderlecht (2:1; 1:4). Der Cup wurde damals noch in Hin- und Rückspiel – gegen den Sieger des Pokalsiegercups – ausgetragen.

2001 unterlagen Kahn, Effe & Co. in Monaco dem UEFA-Pokalsieger Liverpool mit 2:3 und 2013 war es dann endlich soweit: Der FC Bayern gewann als erster Bundesligaclub diesen europäischen Fußballcup.

Ein zusätzliches Schmankerl bei jenem historischen Sieg vor exakt drei Jahren: Pep Guardiola und Jose Mourinho setzten damals ihre Männerfreundschaft aus der Primera División fort!

Selbst habe ich auch eine Geschichte über jenen 30. August 2013 in Prag zu erzählen: Dem grenzenlosen Optimismus eines Fußballkumpels folgend – „ich habe bisher immer vor dem Stadion ein Ticket bekommen“-  fuhr ich mit ihm am Nachmittag des Spieles zum ersten Mal zu einem Auswärts- bzw. Endspiel ohne ein gültiges Ticket. Tatsächlich gab es auf dem Schwarzmarkt vor dem Stadion noch jede Menge Tickets – für Tschechen, Russen & Co. zu „anständigen Preisen“, für uns Deutsche zu „Mondpreisen“. Dieses Spielchen hatte ich aus Prinzip vorher nie mitgemacht, genauso wenig in Prag. Zudem gab es an den Stadionkassen noch Karten, offensichtlich alles VIP-Tickets der UEFA, welche alle nicht abgeholt, aber unverzüglich als „unverkäuflich“ deklariert worden sind. Von draußen waren riesige Stapel an Endspielkarten im Kassenhäuschen, welches direkt in das Stadion integriert ist, zu erkennen. Kein Mensch holte diese Karten bis zum Anpfiff ab – aber sie blieben tabu, obwohl wir sie natürlich gerne bezahlt hätten.

Zehn Minuten nach Spielanpfiff beim Torjubel der Chelsea-Fans beim 1:0 ihrer Mannschaft lagen all diese Karten immer noch unberührt im Kassenhäuschen – aber keine Chance, um an sie heranzukommen. Das Viertel, in dem das Prager Stadion, eher eine Nussschale mit einer Kapazität unter 20.000 Zuschauer als ein wirkliches Fußballstadion, steht, war ein ziemlich herunter gekommenes. Aber wir bemerkten schon vorher, wie sich einzelne Bayernfans in eine ca. 500 Meter entfernte „Fußballkneipe“ aufmachten. Auch wir beschlossen letztendlich, dort das Spiel anzuschauen.

Nachdem die Bayern beim Eintreffen immer noch mit 0:1 zurück lagen, empfingen uns dort die einheimischen tschechischen Fans mit einem provozierenden Grinsen. Wir gesellten uns in der Nähe eines – eher kleinen – Bildschirms zu einem Dutzend Bayernfans. Der Rest des Lokals, ungefähr 100 Tschechen, war dagegen eindeutig auf der Seite der Engländer. Nachdem sich mein Kumpel darüber fürchterlich aufgeregt hat, wollte ich hierfür mit einer dezenten Frage von ein paar Tschechen eine Antwort erhalten, immerhin spielte im Tor von Chelsea auch Petr Cech. Nachdem meine Frage eher ins Leere gegangen war, fiel unsere eigene Antwort in der Form aus, dass die „netten tschechischen Fans“ schlichtweg gar keine Sympathien für uns Deutsche bzw. Bayern hatten. Auch gut – nur mussten jetzt die Bayern unbedingt gewinnen!

Was mich persönlich mehr als die „ablehnende Fanhaltung“ gestört hat, war, dass wir im Gegensatz zu allen Tschechen im Lokal unser Bier nicht aus einem Glas, sondern aus einem Plastikbecher bekommen haben. Zudem erhielten wir auch einen Sonderstatus als „bezahlende Gäste“: Jede Kleinigkeit mussten wir sofort bezahlen. Nachdem weder unser Outfit noch unser Benehmen in irgendeinen Zusammenhang mit einem „irgendwie gearteten Fußballrowdytum“ in Verbindung zu bringen war, doch ein ziemlicher Affront.

Glücklicherweise siegten die Bayern nach einem hochdramatischen Spiel und wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich selten einen Abgang aus einem Lokal derart genossen. Fast direkt nach dem von Manuel Neuer gehaltenen Elfmeter von Romelu Lukaku verließen wir mit einem breiten maximal provozierenden Siegesgrinsen diese ungastliche Spelunke. Nachdem unser Auto  sowieso auf der anderen Seite des Stadions abgestellt war, versuchten wir nochmals – natürlich abermals vergeblich – einen Blick in das sich leerende Stadion zu erhaschen, in dem die Bayernfans noch lautstark feierten. Wir kamen nicht rein, dafür ganze Horden von asiatischen Touristengruppen raus. Ein für einen Fußballfan lächerlicher Anblick: Wie am Flughafen wurden 50- bis 60-köpfige Gruppen von mit Fähnchen schwingenden Reisebegleitern vor dem Stadion abgeholt.

Froh und auch erleichtert über den ebenso historischen – die Bayern waren insgesamt die erste deutsche Mannschaft, die diesen Pokal geholt haben – wie hoch verdienten Sieg haben wir Prag noch am selben Abend ziemlich schnell verlassen.